Wenn man die Meldung liest, dass Arbeitnehmer in Deutschland die Möglichkeit erhalten, sich in den nächsten Monaten bis zu sieben Tage am Stück telefonisch für leichte Erkrankungen ohne Corona-Symptome krankschreiben zu lassen, klingt das zunächst einmal nach einer Vereinfachung bürokratischer Vorgänge.

Doch was steckt eigentlich dahinter? Welche Auswirkungen sind zu erwarten?

Jeder hat wahrscheinlich schon einmal die Erfahrung machen müssen, dass er lange Zeit auf einen Behandlungstermin beim Haus- oder vor allem Facharzt warten musste. Dies war in Deutschland bereits seit vielen Jahren zu beobachten, trat aber immer offenkundiger seit der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 auf. Überraschen tut dies nicht, war diese doch im eigentlichen Sinne auch eine Infrastrukturkrise des deutschen Staates, hervorgerufen durch jahrelange Sparzwänge in den Bereichen der Sicherheits-und Gesundheitsbehörden, sowie in zahlreichen weiteren Bereichen staatlicher Aufgaben. 2015 fehlte es massiv an Polizei, was zu einer Vergrößerung der Polizeiausbildungslehrgänge in den Bundesländern führte und viele Städte animierte ihre Ordnungsämter aufzustocken.

Im Gesundheitswesen ist die Lösung ebenfalls nicht einfach. Die Dauer des Studiums ist enorm lang und die Zahl der neuen Studenten wird durch geforderte Notendurchschnitte zusätzlich begrenzt. Deshalb sind auch in diesem Bereich keine schnellen Besserungen zu erwarten.

Nun haben wir also, spätestens seit 2015, das Problem der überfüllten Notaufnahmen, weil dort, anders als in den Hausarztpraxen, keine Patienten abgelehnt werden dürfen.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Hilft die Maßnahme der telefonischen Krankschreibung wirklich die Problematik anzupacken oder ist dies nicht vielmehr ein allzu offensichtlicher Versuch das Versagen der Regierungen der letzten Jahre und Jahrzehnte weiterhin abzudecken?

Die Wirkungen dieses verschleierten Staatsversagens sind noch nicht in vollem Umfang abzusehen: Krankschreibungen auf Zuruf jedenfalls sind keine geeignete Maßnahme zur Behebung der strukturellen Probleme unseres Gesundheitswesens.

 

Das Gesundheitssystem in Zeiten von Corona – Wirklich ein neues Phänomen?

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